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Der »erste Biß in den Big Apple«

»Times Square«
Der »Times Square« - Mittelpunkt von New York.
Hier steigen die weltberühmten Silvesterfeiern.


Bis zum ersten Treffen unserer Reisegruppe habe ich noch 1½ Stunden Zeit. Ich dusche ausgiebig, rasiere mich und räume das Zimmer ein wenig auf.
Für die Unterbringung meiner »Finanzen« habe ich eine spezielle Lösung gefunden: Die Geldscheine werden getrennt nach Größen sortiert und in verschiedenen Hemd- bzw. Jackentaschen verstaut. Das ermöglicht es mir, je nach dem jeweils benötigten Betrag, kleine oder größere Scheine schnell und vor allem, auch einzeln hervorholen zu können. Vorweg: Das »System« bewährt sich.

An dieser Stelle sind vielleicht ein paar Worte der Erklärung, die US-amerikanische Währung betreffend, angebracht: Die gebräuchlichsten Geldscheine sind der Eindollar-Schein, auch »Buck« genannt, sowie die 5, 10, 20, 50 und 100-Dollar-Noten. Leider haben sie alle die gleiche Farbe und Größe, so daß man sie leicht verwechseln kann. Bei den Münzen ist es ähnlich: Es gibt 1-Cent-Münzen, »Penny« genannt. Den »Nickel«, das ist die 5-Cent-Münze; das 10-Cent-Stück, »Dime« genannt und den »Quarter«, der wie der Name schon vermuten läßt, einen Wert von einem viertel Dollar, also von 25 Cent besitzt. Auch hier ändert sich die Größe der Münzen keineswegs proportional zum Wert den sie verkörpern - man muß schon sehr genau hinsehen.

Inzwischen ist es ½9 Uhr geworden; ich ziehe meine Jacke über, nehme meine Tasche und verlasse das Zimmer. Den Schirm lasse ich nach einiger Überlegung da, obwohl es nach Regen aussieht - er würde mich nur stören.
Mit einiger Mühe finde ich den Weg zu den Fahrstühlen wieder, hier »Elevator« genannt. Kurz nachdem ich den Knopf betätigt habe, leuchtet eine rote Lampe über der Tür auf, ein Gong ertönt und einer der zwölf Aufzüge hält. Der Fahrstuhl hat verspiegelte Wände und wird mit Hilfe einer Videokamera überwacht. In seinem Inneren sind nur zwei Personen, ein angenehmer Kontrast zu letzter Nacht. Ich habe kaum »Good morning« gesagt, als die Tür schon wieder aufgeht: die Hotellobby. Der Mann vom »Security service« grüßt mit einem Kopfnicken in unsere Richtung herüber.

Von meiner Reisegesellschaft ist noch niemand zu sehen, daher schaue ich mich etwas um: Außer durch den Haupteingang kann man das Hotel auch durch Seiteneingänge betreten bzw. verlassen. Von der Lobby aus gelangt man außerdem in drei Gaststätten und mehrere Souvenirgeschäfte. Seitlich, im Hintergrund der Halle, nehme ich Telefone wahr. Sie erinnern mich daran, daß ich mir baldmöglichst eine Telefonkarte zulegen muß, um zu Hause anrufen zu können. Daheim sollen sie schließlich wissen, daß ich gut in Amerika angekommen bin.
Das Frühstück verschiebe ich auf später. Ich entschließe mich etwas vor das Hotel zu gehen, um die nähere Umgebung zu erkunden. Der Himmel ist grau, ein leichter Nieselregen hat eingesetzt und es ist ziemlich kühl - so um die 12 Grad Celsius. Für eine Stadtrundfahrt aber nicht das schlechteste Wetter...

Auf der Straße herrscht Feiertagsverkehr, der »richtige Betrieb« soll erst morgen losgehen, wie unsere Reiseleiterin uns letzte Nacht schon mitgeteilt hat. Aber auch jetzt ist es lebhaft genug. Während ich unter dem überdachten Eingang des »Pennsylvania Hotel« stehe, beobachte ich die Passanten. Zuerst fällt mir eine Gruppe von ausgelassenen Asiaten auf, die sich gegenseitig fotografieren - vermutlich Japaner. Auf der Straße dirigiert ein Mann Mitte 30 in goldbesetzter blauer Uniform, welche allerdings schon etwas schäbig aussieht, die Taxis hin und her - offensichtlich ein Hotelangestellter. Er verhält sich dabei, als wäre er der Polizeichef höchstpersönlich. Er schickt die einen ohne ersichtlichen Grund weg: »...go...! go away!...« und winkt dafür andere heran, als gelte es, die beste Startposition für ein Rennen zu vergeben. Vermutlich bekommt er für die Bevorzugung einiger, ihm bekannter Fahrer, Provision.

Drei farbige Jungen die spanisch sprechen, albern ebenfalls mit einem Fotoapparat herum.
Mir gegenüber, auf der anderen Straßenseite, steht ein wuchtiges dunkles Gebäude mit ...zig-Stockwerken. Fast alle das Hotel umgebenden Gebäude kann man getrost als Wolkenkratzer bezeichnen. Man gewöhnt sich allerdings erstaunlich schnell an diese Dimensionen. Wohl vor allem deshalb, weil hier Superlative in Massen vorkommen. Um aber auf das Gebäude auf der anderen Straßenseite zurückzukommen: es ist der weltbekannte »Madison Square Garden«, ein Theater für alle möglichen Anlässe. Hier finden Sportereignisse genauso statt wie Rockkonzerte. Es gibt Plätze für 20.000(!) Zuschauer. Marilyn Monroe hatte hier ihren letzten Auftritt. Weniger bekannt sein dürfte, daß sich unter dem »Madison Square Garden« die »Pennsylvania Railroad Station«, kurz »Penn Station« genannt, befindet. Eine riesige Halle, die man vom Foyer des Madison Square Garden aus mittels Rolltreppen erreicht. Von hier aus kann man mit den Fernzügen der »Amtrak«-Eisenbahngesellschaft in die ganze USA und sogar bis nach Kanada fahren. Aber ich bin der Zeit voraus, später mehr davon.

Ich stehe immer noch vor dem Hotel, als ein Farbiger in abgerissenen Sachen mit einem Pappbecher in der Hand, in dem er etwas Kleingeld hat, auf mich zukommt - einer der vielen Bettler, die ich später noch sehen sollte. Ein New Yorker »Cop«, Beschreibung erspare ich mir, kennt jeder aus ungezählten Filmen, betritt das Hotel. Als er den Bettler sieht, greift er an seinen Schlagstock. Diese Geste genügt, um den Farbigen verschwinden zu lassen - wenig später ist er allerdings wieder da...

Mittlerweile ist es fast 9.00 Uhr, die Mitglieder meiner Reisegruppe haben sich in der Lobby versammelt. Die Reiseleiterin ist ebenfalls schon da. Wir begrüßen uns gegenseitig. Sie fragt, ob wir ausgeschlafen haben - guter Witz...

Nach der Begrüßung gehen wir zum Bus, der schon in einer Seitenstraße bereitsteht. Es ist wieder der blau-silberne »Skyliner«. Nur der Fahrer ist ein anderer. Als hätten wir uns dazu verabredet, belegt jeder wieder den Platz, auf welchem er vergangene Nacht während der Fahrt vom Flughafen zum Hotel schon saß.
Ich sitze auf der linken Seite und habe nur noch ein Ehepaar aus Sachsen vor mir. Beide werden so gegen Ende Vierzig sein. Sie ist Englischlehrerin und möchte nun praktisch erproben, was sie bisher nur aus der Theorie kennt. Ihr Mann macht sich mit seiner Videokamera bereit, die Stadtrundfahrt auf Film festzuhalten. Das einzige Mal, daß ich bedauere, »nur« den Fotoapparat dabeizuhaben.

Hinter mir haben die beiden Mädchen Platz genommen, die im Flugzeug vor mir saßen. Im Ganzen sind es 31 Personen, die es jetzt kaum noch erwarten können, endlich ein Stück vom »Big Apple« zu sehen.
Der Fahrer und die Reiseleiterin steigen ein - dieses Mal fehlt niemand. Unsere Reiseleiterin sitzt ganz vorn rechts und wenn sie sich zum Sprechen umdreht, sieht sie zwangsläufig mich an. Sie ist eine symphatische Erscheinung und man merkt, daß ihr die Sache unheimlichen Spaß macht, obwohl sie ja jede Woche dieselben »Vorträge« halten muß.

Es ist jetzt ¼10 Uhr, die »Sightseeing tour« beginnt. Aus einer Seitenstraße des »Pennsylvania Hotel« biegt unser Fahrer in die 7th Avenue ein, um nordwärts zu fahren. An dieser Stelle sind vielleicht ein paar Zeilen über die Straßen von Manhattan angebracht, denn sie sind wirklich etwas Besonderes. Sie wurden teilweise schon geplant, lange bevor die ersten Häuser standen: Von oben gesehen wirken sie wie ein riesiges Schachbrettmuster. Sie verlaufen alle geradlinig und im rechten Winkel zueinander.
Da sind zunächst zwölf große Nord-Süd-Verbindungen, die sogenannten »Avenues«, welche meistens sechs- bis achtspurig ausgebaut sind. Sie wiederum werden rechtwinklig von den »Streets« durchschnitten, welche aber erheblich schmaler sind. Die Streets werden noch einmal unterteilt und zwar nach der Himmelsrichtung. Ausschlaggebend ist dabei die »5th Avenue«. Steht man auf ihr und schaut in Richtung Norden, so sind die links abgehenden Straßen »West Streets« und die rechts dementsprechend »East Streets«. Alle Straßen sind numeriert, was die Orientierung sehr erleichtert. Die Avenues haben meistens noch zusätzlich einen Namen. Eine Ausnahme von diesem System bilden die Straßen von »Greenwich Village« dem Künstlerviertel, sowie der »Downtown«, der Südspitze Manhattans mit dem »Financial District«.

Da Manhattan von Süden her besiedelt wurde, standen hier schon Häuser, bevor die Stadtplaner ihren genialen Einfall hatten.
Die zweite Ausnahme betrifft nur eine einzige Straße, dafür aber eine weltberühmte: den »Broadway«. Er durchzieht, ausgehend von der Downtown, schräg und teilweise kurvig, von Südosten nach Nordwesten ganz Manhattan.
Fast alle Straßen sind als Einbahnstraßen, »One way«, ausgeführt, was es unserem Busfahrer nicht gerade leicht macht. Es ist unmöglich, alle eingeplanten Sehenswürdigkeiten nacheinander anzufahren. Er muß teilweise Umwege fahren, manchmal auch ein Stück zurück, um zu einer bestimmten Stelle zu gelangen. Von unserer Reisegesellschaft stört das allerdings niemanden. Für uns ist alles neu und gleichermaßen interessant.

Die erste Sehenswürdigkeit ist der »Times Square«, das Dreieck Broadway-42nd Street -7th Avenue. Der Platz hat seinen Namen von der gleichnamigen New Yorker Zeitung, welche jeden Tag aufs Neue von hier aus ihre Leser erreicht. Der beste Beweis für gehaltvolle Information: Die Wochenendausgabe soll fast 2 kg wiegen!

Jedes Jahr finden hier die weltberühmten Silvesterfeiern unter freiem Himmel statt. Letztes Jahr, so erzählt unsere Reiseleiterin stolz, gab es nur sieben Festnahmen durch die Polizei und das, obwohl über 400.000 Menschen auf dem Platz versammelt waren.
Von den Gebäuden dürften die bekanntesten außer dem »Times Building«, das »Paramount Building« und das am Schnittpunkt von 7th Avenue und Broadway sein. Letzteres hauptsächlich wegen der an der Außenwand angebrachten überdimensionalen Leuchtreklame. Witzig ist auch ein ebenfalls an der Fassade angebrachter übergroßer dampfender(!) Nudeltopf.
Den Times Square kann man auch als den Beginn des Theaterdistriktes ansehen. Mehrere davon reihen sich aneinander. Man sieht große Plakate über den Eingängen, auf denen für das jeweils laufende Stück geworben wird, wie zum Beispiel: »The Beauty And The Beast« (Die Schöne und das Biest) von Walt Disney, welches gerade im »Palace Theatre« läuft oder »Cats«, »Phantom Of The Opera« usw..

Jede Menge Geschäfte gibt es hier natürlich auch. Unsere Reiseleiterin warnt uns davor, in den kleineren kombinierten Foto/Elektronik-Geschäften einzukaufen, von denen es an jeder Straßenecke mindestens zwei gibt. Sie seien eine »Touristenfalle«, was heißen soll - völlig überteuert!

Ein Einkaufsbummel über den Times Square ist aber allein schon wegen der Menschen, die man hier trifft, in jedem Fall empfehlenswert. Man sieht Weiße, Schwarze, Asiaten, farbige Frauen mit den abenteuerlichsten Frisuren, Männer in langen Gewändern mit Turban auf dem Kopf, orthodoxe Juden mit ihren obligatorischen Hüten und Stirnlocken, usw. usf.. Es macht Spaß, aus dem Fenster das »Streetlife« zu beobachten. Noch mehr Vergnügen bereitet es, wie ich später feststelle, sich selbst in das »Gewühl« zu stürzen. Hier kann man wirklich das sprichwörtliche »Bad in der Menge« genießen.

Wir fahren weiter in Richtung Norden und kommen nach kurzer Zeit zum »Columbus Circle«, einem großen Platz am »Central Park«, in den Broadway, Central Park South, Central Park West und 8th Avenue in einen Kreisverkehr einmünden. Bemerkenswert ist der Platz deshalb, weil in seiner Mitte ein Denkmal des Mannes steht, der die »Neue Welt« entdeckte: Christoph Kolumbus - seit 1892 steht es hier.

Nach ein paar Minuten Fahrt steigen wir das erste Mal aus: West 62nd Street Ecke Columbus Avenue am »Lincoln Center«. Es umfaßt eine Fläche von 6 Hektar und wurde mit Hilfe der Rockefeller-Millionen erbaut. Wir betreten einen großen Platz, die »Central Plaza«, welche auf drei Seiten von Gebäuden begrenzt wird. Das bekannteste und eindrucksvollste steht in der Mitte: Die »Metropolitan Opera« mit ihrer imposanten Fensterfront.
Leider können wir nicht ins Foyer, aus irgendeinem Grund ist heute geschlossen - schade, denn es soll sehr sehenswert sein.
Die Oper wird flankiert von sechs weiteren Theatern bzw. Konzerthallen, die insgesamt 15.000 Zuschauern Platz bieten. Am Straßenrand entdecke ich ein Plakat mit dem Bild von Kurt Masur, welcher hier als Gastdirigent tätig ist. Inzwischen haben alle mit dem Fotografieren begonnen. Es ist unser erster Ausflug in Manhattan und dementsprechend »sorgfältig« werden die Motive ausgewählt. Das »Pflichtfoto« gilt natürlich der Oper, aber darüber hinaus wird jeder Wolkenkratzer in der näheren Umgebung aufs Bild gebannt - und davon gibt es viele!
Ein junger Mann aus Dresden fragt, was die merkwürdigen grauen Zylinder von mehreren Metern Durchmesser zu bedeuten haben, die auf manchen Dächern stehen. Die Reiseleiterin hat die Frage vorausgesehen, weil sie jedesmal gestellt wird. Es handelt sich um Wasserspeicher, die im Falle eines Brandes geleert werden, um die darunterliegenden Häuser zu fluten. Heute finden sie, zumindest in den neueren Gebäuden, keine Verwendung mehr - sie wurden durch moderne Technik ersetzt.

Noch ein lohnendes Fotomotiv: An einem Fahnenmast am Rande der Straße hissen drei Uniformierte die amerikanische Fahne - es ist ja Feiertag, »Memorial Day«. Nachmittags soll aus diesem Anlaß eine Parade stattfinden.

Während unserer Exkursion ist der Busfahrer schon etwas vorausgefahren und erwartet uns jetzt zwei Ecken weiter in einer Seitenstraße, die wie könnte es anders sein, auf der linken Seite von Wolkenkratzern überschattet wird, aber auf der anderen Seite einen netten kleinen Park mit schönen Bäumen besitzt. Übrigens: auch das Wetter spielt jetzt mit. Es ist zwar immer noch trüb, doch es regnet nicht mehr.

Nachdem jeder seinen Platz eingenommen hat, geht die Fahrt weiter. Unsere nächste Station heißt »Central Park«. Unser Fahrer biegt nach rechts in die West 72nd Street ein, an deren Ende bereits das Grün des Parks zu sehen ist. »Central Park West« steigen wir wieder aus, um einen kleinen Spaziergang zu machen. Unmittelbar am Park steht ein altertümliches, mit Türmchen und Erkern verziertes, für New Yorker Verhältnisse nicht besonders hohes Haus: es ist das »Dakota-Building«, in dem Leonard Bernstein und John Lennon wohnten und vor dessen Eingang letzterer 1980 von einem Geisteskranken erschossen wurde.

Wir gehen weiter in Richtung Park und kommen an einem Straßenhändler vorbei, wie es sie in N.Y.C. an fast jeder Ecke gibt. Er hat an seinem kleinen Wagen allerhand zu bieten: Da sind die obligatorischen Hotdogs, aber auch Brezeln, Eis, geröstete Erdnüsse und eisgekühlte Getränke.
Inzwischen sind wir im Park angelangt. Eine Gruppe asiatischer Touristen steht im Kreis um etwas herum, das sich am Boden befinden und außerdem noch sehenswert sein muß, denn die meisten von ihnen fotografieren fleißig. Als wir näherkommen sehen wir, um was es sich handelt: es ist ein rundes Mosaik, in dessen Mitte der Schriftzug »Imagine«, nach dem gleichnamigen Song von John Lennon, steht. Seine Frau Yoko Ono, ließ es nach seinem Tod dort anlegen. Zusammen mit einem kleinen Stück des Central Parks, das sie selbst mit Bäumen und Sträuchern bepflanzt hat und das den Namen »Strawberry Fields« (Erdbeerfelder) trägt, was ebenfalls einem Lennon-Song entlehnt wurde, ist es heute eine Touristenattraktion ersten Ranges.

Es ist immer noch bewölkt und es hat sogar wieder zu nieseln angefangen, aber unsere Entdeckerfreude leidet nicht darunter. Wir gehen ein Stück in den Park hinein: Ein schmaler Weg schlängelt sich zwischen üppig mit Bäumen und Sträuchern bestandenen Wiesen hindurch, auf welchen ab und zu graubraune Felsen zum Vorschein kommen. Die Felsen, auf denen ganz Manhattan erbaut wurde.
Außerdem scheint hier ein Eichhörnchenparadies zu sein: Während unseres kurzen Spazierganges zähle ich nicht weniger als fünf der possierlichen Tiere. Der Weg führt jetzt ziemlich steil abwärts; nachdem wir eine schmale Straße überquert haben, stehen wir unvermittelt am Ufer eines Sees. Vor fünf Minuten noch vom Trubel einer Weltstadt umgeben, genießen wir jetzt eine fast ländliche Idylle.

Seit 1873 können die New Yorker hier den Großstadtstress abschütteln. Der Park ist 340 Hektar groß und bietet für jeden etwas zur Zerstreuung: Man kann Fahrräder oder Rollschuhe ausleihen, mit dem Boot fahren oder zu einem der vielen Freiluftkonzerte gehen, die ab Mai hier stattfinden. Nur bei Dunkelheit, wird speziell Touristen ein Besuch des Central Parks nicht empfohlen, obwohl in den letzten Jahren viel für die Wiederherstellung der Sicherheit unternommen wurde. Nachdem wir uns eine Weile in der schönen Umgebung umgesehen haben - sogar ein kleines Schloss soll hier irgendwo im Park stehen - kehren wir langsam wieder zu unserem »Skyliner« zurück.

Weiter geht die Fahrt auf der verlängerten 8th Avenue, die hier »Central Park West« heißt. Obwohl die Straße breit ist, habe ich ein bißchen den Eindruck in einem »Hohlweg« unterwegs zu sein. Linker Hand reiht sich Wolkenkratzer an Wolkenkratzer. Irgendwo weit darüber sind dunkle, fast schwarze Wolken zu sehen und rechts von uns die feuchtglänzenden Parkbäume - faszinierend.

Unsere Reiseleiterin macht uns auf verschiedene Gebäude aufmerksam: Hier wohnt Arnold Schwarzenegger, wenn er gerade mal in New York ist. An anderer Stelle: Hier wohnte Jackie Kennedy-Onassis in ihrem 25-Zimmer-Appartment mit ich weiß nicht, wievielen Schlafzimmern bzw. Küchen. Ich glaube, es waren jeweils fünf. Voll verglaste Fensterfronten mit freier Sicht nach allen vier Himmelsrichtungen inklusive...

In den Wolkenkratzern am Rande des Central Park können sich nur »gut Betuchte« eine Wohnung leisten - leer steht deshalb trotzdem nichts. In New York gibt es 156.000(!) Millionäre...

Unsere Reise geht weiter in Richtung »Upper Westside«. Einem Viertel, welches sich seit ein paar Jahren steigender Beliebtheit erfreut. Hierher ziehen vor allem junge Leute mit Geld. Die Grenzen werden von der 65. bzw. 85.Straße gezogen. Wir fahren die 10th Avenue, auch »Amsterdam Avenue« genannt, entlang, welche die Hauptstraße des Viertels darstellt. Viele Geschäfte und noch mehr Gaststätten sind hier zu finden.

Amsterdam Avenue Ecke 112th Street ist wieder Fototermin. Das Motiv: »Die größte Kathedrale der Welt - The Cathedral Of St. John The Devine«. Seit 1892 wird an ihr gebaut - im nächsten Jahrhundert irgendwann soll sie fertig sein. Das Bauwerk unterscheidet sich von anderen seiner Art hauptsächlich durch seine Größe, welche wirklich imposant ist. »Notre Dame« soll angeblich mehrmals hineinpassen. Die andere Abweichung stellt der verwendete Baustoff, ich glaube es war Granit, im Gegensatz zum sonst verwendeten Sandstein, dar. Laut Aussage der Baumeister, soll das Gotteshaus mindestens die nächsten 10.000(!) Jahre überdauern. Obwohl die Kathedrale noch nicht fertig ist, wird sie bereits rege als Ort kultureller Veranstaltungen aller Art genutzt.

Unsere Reisegesellschaft schwärmt wieder aus und ich laufe mit einigen von ihnen in die gegenüberliegende Seitenstraße hinein, um einen besseren Standort zum Fotografieren zu haben - aber aussichtslos! Das riesige Portal mit der Treppe davor, begrenzt von den überdimensionalen Türmen, ist nicht einmal annähernd aufs Bild zu bekommen. Wir werden wohl auf Postkarten zurückgreifen müssen.

Die Reise geht nun in Richtung »Harlem« weiter, dem Wohnviertel der farbigen Einwohner Manhattans, das 1658 zuerst von Holländern besiedelt wurde. Leider ist es für Weiße nicht empfehlenswert hier einen Spaziergang zu machen, nachdem es in den sechziger Jahren zu Rassenunruhen kam. Auch wir steigen nicht aus, obwohl wir in der Gruppe unterwegs sind.
Die Kriminalitätsrate ist hier, gegenüber dem restlichen Manhattan, besonders hoch. Wenn man die teilweise ärmlichen Verhältnisse sieht, weiß man warum. Das »große Geld« ist eindeutig im Süden der Insel zuhause.

Die Straße weist jetzt ein ziemliches Gefälle auf, was zu erheblichen Problemen beim Bau der U-Bahn führte, wie uns unsere Reiseleiterin erzählt. Um das Schienenniveau ungefähr auf gleicher Höhe halten zu können, machte es sich erforderlich, teilweise bis zu 7 Etagen tief in die Erde hineinzugraben.

Die Straßen sind jetzt am Vormittag sehr belebt. Das Ungewöhnliche für einen Europäer: es sind ausschließlich Farbige zu sehen.
Weltbekannt wurde Harlem vor allem durch seine exzellenten Jazz-Musiker wie Duke Ellington und Count Basie, die im »Sugar Cane« oder im »Cotton Club« auftraten, zu denen Besucher von überallher kamen. Heute empfiehlt sich ein privater Harlem-Besuch nur in Begleitung von ortskundigen Führern.

Unsere Fahrt führt uns mitten durch das Zentrum des Stadtteiles: Links und rechts der Straße Geschäfte, davor Passanten. Bis auf die andere Hautfarbe der Einwohner und die ärmlicher wirkenden Gebäude, ist eigentlich alles »ganz normal«.

Der »Skyliner« biegt nach rechts ab. Im selben Moment bietet sich uns eine weniger schöne Seite New Yorks dar: Ganze Straßenzüge voller unbewohnter Häuser, welche teilweise schon zu 90% verfallen sind. Oftmals steht nur noch die Vorderfront der Gebäude. Durch die nunmehr leeren Fensterhöhlen, hinter denen einstmals reges Leben herrschte, bahnen sich jetzt Sträucher und Bäume ihren Weg. Zusammen mit dem immer noch stark bewölkten Himmel, ergibt das Ganze eine gespenstische Kulisse.

Bisher hat sich für die ehemals schönen Gebäude, fast jedes hat einen pompösen Eingang mit einer großen Freitreppe davor, leider noch kein Interessent gefunden und so sind sie wohl weiter dem langsamen Verfall preisgegeben. Früher wurden solche Ruinen gnadenlos abgerissen, um Neubauten Platz zu machen. Inzwischen haben die »Stadtväter« dazugelernt. Es setzt sich immer mehr die begrüßenswerte Ansicht durch, daß auch New York eine geschichtliche Entwicklung vollzogen hat, welche für die Nachwelt erhaltenswert ist. Aus diesem Grunde sind heute alle »Ruinen« unter Denkmalsschutz gestellt.

Die besagten Häuser, die sogenannten »Brownstones«, der Name rührt von den beim Bau verwendeten braunen Steinen her, haben auch ein Kuriosum aufzuweisen: die gesamte Vorderfront besteht aus Gußeisen. Diese Konstruktion ermöglichte es damals höhere Fensterfronten zu bauen, was besonders für Ladenbesitzer interessant war, da sie dadurch größere Schaufenster erhielten.

Nachdem wir Harlem ohne Fototermin durchquert haben, was außer mir auch andere bedauern, halten wir uns wieder südwärts. Wir fahren die 5th Avenue entlang, die sogenannte »Museum Mile«, die wie es der Name schon vermuten läßt, von zahlreichen Museen flankiert wird. Eines der bekanntesten ist wohl das »Guggenheim Museum«. Es wurde 1959 fertiggestellt und hat ein wahrhaft ungewöhnliches Äußeres. Es sieht aus wie ein überdimensionales Schneckenhaus - eine graue Spirale, welche sich in die Höhe schraubt. Finanziert wurde der Bau von Solomon R. Guggenheim, einem Kunstmäzen und seiner Frau, Irene Rothschild.

Die meisten der zahlreichen Besucher fahren die Spirale mit dem Aufzug hinauf und laufen dann langsam wieder hinunter, wobei sie die zahlreichen hier ausgestellten Kunstwerke bewundern. Arbeiten von Kandinsky, Chagall und Picasso sind unter anderen hier vertreten. Für potentielle Besucher: Die genaue Adresse ist 5th Avenue Ecke 88th Street.

Der Bus bringt uns weiter in Richtung Süden. Rechter Hand der Central Park, auf der linken Seite die Wolkenkratzer mit den Appartments der Reichen und Schönen dieser Welt. Irgendwo hier am Rande des Parks, die genaue Stelle habe ich vergessen, soll schon seit Jahren ein Hotdog-Stand existieren, für den sein Besitzer 316.200 Dollar Jahresmiete zahlen muß, erzählt uns unsere Reiseleiterin. So teuer ist hier selbst nur gemieteter Grund und Boden. Wieviele Würstchen er dafür wohl verkaufen muß?

Viele Mitglieder unserer Reisegesellschaft machen Fotos durch die getönten Scheiben der Busfenster hindurch. Da ich mir nicht sicher bin, ob der Film unter diesen Umständen ausreichend belichtet wird, hebe ich mir meine Schnappschüsse für den nächsten Fototermin auf. Dieser läßt nicht mehr lange auf sich warten: 5th Avenue Ecke 58th Street steigen wir wieder aus. Wir befinden uns hier ungefähr in der Mitte von Manhattan, weshalb dieses Gebiet auch den Namen »Midtown« trägt.
Die 5th Avenue ist die »Prachtstraße« Manhattans. Speziell auf dem Teilstück, das wir nun vor uns haben, jagt ein Superlativ den anderen. Mit Ausnahme der Downtown, stehen hier die höchsten und exklusivsten Gebäude New Yorks.

Gleich gegenüber der Stelle an der wir ausgestiegen sind, ist ein großes Gebäude, in welchem sich ein Spielwarengeschäft befindet: »F.A.O. Schwarz«. Spielwarengeschäft ist eigentlich eine maßlose Untertreibung, richtiger wäre: Spielzeugpalast. Es gibt hier alles was das (Kinder)Herz begehrt, bis hin zur lebensgroßen Giraffe für 2.500 Dollar.

Eine Ecke weiter das Gebäude, mit dem sich der Baulöwe Donald Trump ein Denkmal gesetzt hat: Der 68stöckige »Trump Tower«, ein Wolkenkratzer aus Glas, Stahl und Marmor, in dem sich hauptsächlich Appartments für zahlungskräftige Mieter befinden, dessen untere fünf Etagen aber für jedermann offenstehen. Schräg gegenüber die Redaktion des »Playboy«, zu erkennen am goldenen »Bunny-Schild« unmittelbar neben dem Eingangsportal.

Ebenfalls nur wenig entfernt: »Tiffany & Co.«, das unter anderem aus Filmen weltbekannte Schmuckkaufhaus. Übrigens das einzige Gebäude, vom Polizeihauptquartier vielleicht einmal abgesehen, in dem Fotografieren verboten ist. Man hat Angst, daß die Fotos evtl. bei der Planung eines Raubüberfalles den Gangstern wertvolle Hinweise geben könnten.

Unsere Reisegesellschaft hat sich mittlerweile etwas zerstreut. Ich wechsele zusammen mit einigen anderen die Straßenseite, um mir den Trump Tower einmal von innen anzusehen. Es dauert eine Weile, bis wir die Fahrbahn überqueren können, da der Verkehr sehr stark ist. Er besteht hauptsächlich aus den gelben New Yorker Taxen, Lieferfahrzeugen und Reisebussen voller Touristen. Der Passantenstrom auf den Gehwegen steht dem Verkehr auf der Fahrbahn in nichts nach. Schließlich haben wir es doch noch geschafft, zwischen all den anderen Besuchern durch das elegante Portal in den Trump Tower hineinzugelangen.
Was mir zuerst auffällt, ist die edle Ausgestaltung der Wände - orangener, ins bräunliche hineinspielender Marmor, wohin man sieht. Auf der linken Seite Fahrstühle, vor denen zwei bullige farbige Angestellte eines Sicherheitsdienstes Posten bezogen haben.
Wir gehen weiter und gelangen in eine große, »palastartige« Halle. Aus einer Höhe von fünf Etagen fließt kaskadenartig Wasser die hintere Marmorwand herunter, welches von unten mit Scheinwerfern angestrahlt wird. Von den anderen drei Seiten der Halle aus, kann man über eine Galerie zwei Etagen tief auf ein Restaurant hinabsehen. Neben dem kleinen Teich, der durch das herabstürzende Wasser gebildet wird, kann man sich bei Kaffee und Kuchen vom anstrengenden »Shopping« erholen. Überall sind Grünpflanzen aufgestellt, was dem Ganzen einen exotischen Touch gibt.
Rechter Hand eine Filiale von »Cartier« - nichts für Pauschaltouristen, aber das Gleißen und Glitzern in den Vitrinen, noch verstärkt durch die raffinierte Beleuchtung, ist ein Fest fürs Auge.

Ich will mir das Restaurant aus der Nähe anzusehen und fahre mit einer der Rolltreppen hinab. Versteckt unter der Rolltreppe: ein Bartresen, an welchem man auch »härtere Sachen« als Kaffee bekommen kann. Ein schwarzbefrackter Kellner eilt mit einem vollbeladenen Tablett vorbei...
Hinter der Gaststätte, von oben aus nicht zu sehen, Geschäfte, Geschäfte, Geschäfte... Schmuckgeschäfte, Souvenirgeschäfte, Modeboutiquen - Nützliches und Kitsch.

Unsere Reiseleiterin hat uns darauf hingewiesen, daß im Trump-Tower eine der wenigen öffentlichen Toiletten zu finden ist, hier »Restrooms« genannt. Nachdem ich um eine weitere Ecke gebogen bin, stehe ich davor. Es mutet vielleicht etwas merkwürdig an, an dieser Stelle näher darauf einzugehen, aber früher oder später wird jeder New-York-Besucher mit dem Problem konfrontiert, daß es so gut wie keine öffentlichen Toiletten gibt. Findet man doch eine, kann es durchaus passieren, daß man einem unfreundlichen Zeitgenossen »ungelegen« kommt (meinen jedenfalls die Reiseführer). Übrigens, obwohl die Benutzung des ganz in Gold und Marmor gehaltenen »Örtchens« kostenlos ist, ist es geradezu unwahrscheinlich sauber.

Da die mit der Reiseleiterin vereinbarte Zeit fast um ist, verlassen wir den »Konsum-Tempel« und machen uns auf den Rückweg. Der Bus steht uns ja leider nicht unbegrenzt zur Verfügung. Wir verlassen den Trump Tower, um uns an der vereinbarten Stelle zu treffen. Alle sind schon da, nur der Bus fehlt. Wir warten zehn Minuten, nichts tut sich. Zwei Ecken weiter steht schon seit geraumer Zeit ein Reisebus, ob das etwa unserer ist? Tatsächlich! Obwohl der Treffpunkt genau ausgemacht worden war, hat sich der Fahrer einfach woanders hingestellt. Unsere Reiseleiterin ist sichtlich verärgert. Letztendlich sitzen aber doch alle wieder auf ihren Plätzen und die Fahrt kann weitergehen.

Unser nächstes Ziel ist das »Rockefeller Center«. Es ist ein zehn Hektar großes Gelände, auf dem Rockefeller jr. in den dreißiger Jahren 14 Wolkenkratzer erbauen ließ. Der größte ist mit 70 Stockwerken das »RCA-Gebäude«. Dazwischen befinden sich Plätze und Gärten. In der Mitte des Center »schwebt« eine goldene Prometheus- Skulptur, hinter der sich ein Springbrunnen befindet. Unter dem Ganzen ist das »American Festival Café«, welches meist sehr gut besucht ist und sich im Winter zum Vergnügen vieler New Yorker in eine Eisbahn verwandelt, vor welcher sich dann ab Anfang Dezember der größte Weihnachtsbaum New Yorks befindet.
Unter dem Rockefeller Center - ein Einkaufsparadies mit richtigen Ladenstraßen.

Wir sind inzwischen wieder ausgestiegen, um uns etwas umzusehen. Allzuviel Zeit haben wir leider nicht, da unser Fahrer Probleme mit dem Parken hat. Wir überqueren die Straße, um wenigstens schnell einige Fotos zu machen. Ich stehe jetzt direkt vor der goldenen Prometheus-Statue und kann den Restaurantbetrieb darunter beobachten. Heute sind mehr zum Fotografieren als zum Essen gekommen, da das Wetter doch ziemlich kühl ist. Wo man geht und steht macht es »klick«, man muß aufpassen, um anderen nicht ins Bild zu laufen. Die Mehrzahl der Touristen sind auch hier wiederum Asiaten.
Als ich mich umdrehe, sehe ich das imposante dreiteilige, mit viel Gold verzierte Hauptportal des Rockefeller Center. Es wird flankiert von einer Filiale der »Chase Manhattan Bank«. Das Gebäude macht den Eindruck einer startbereiten Rakete, wie es so dasteht und in den Himmel ragt. Nachdem ich es gebührend bestaunt habe, gehe ich in die linke Seitenstraße hinein und stehe vor den »NBC-Studios«. Hier befindet sich in der 65.Etage eines der New Yorker Restaurants mit der schönsten Aussicht auf Manhattan: »The Rainbow Room«. Am Ende der Straße, an der »Avenue of the Americas«, womit die 6th Avenue gemeint ist, liegt die »Radio City Music Hall«. Sie befindet sich ebenfalls im Center und war 1932 zur Eröffnung die größte der Welt. 6000 Besucher kann sie aufnehmen. »Mr.President«, Bill Clinton, wird hier dieses Jahr seinen 50.Geburtstag feiern. Aber es wird Zeit für uns, zum Bus zurückzukehren.
Nachdem wir uns zwei Straßenecken vom Rockefeller Center entfernt haben, macht uns unsere Reiseleiterin auf eine relativ unscheinbare Straße aufmerksam: die »Diamond Row«. Eigentlich ein Stück der 47th Street, zwischen 5th und 6th Avenue gelegen. Wie der Name schon vermuten läßt, wird hier mit Diamanten gehandelt. Das Geschäft mit den edlen Steinen ist fest in der Hand orthodoxer Juden. Da heute, wie schon gesagt, Feiertag ist, ist die »Diamanten-Zeile« so gut wie ausgestorben. Erst morgen wieder, werden die, die es sich leisten wollen (und können), Unsummen von Geld für ein »bißchen Kohlenstoff« hinlegen.
Angeblich werden hier Kauf bzw. Verkauf, selbst wenn es um den Wert von Dutzenden Millionen Dollars geht, per Handschlag vorgenommen!

Da sich unsere erste »Sightseeing tour« ihrem Ende nähert, bekommen wir von unserer Reiseleiterin noch ein paar Tips für Unternehmungen am Nachmittag. Sie empfiehlt uns einen Besuch der 1913 errichteten »Grand Central Station«, deren Bahnhofshalle größer als das Kirchenschiff von »Notre Dame« in Paris ist. Sehenswert soll die Hallendecke sein: auf sie sind 2.500 Sterne des winterlichen Himmels gemalt. Die Grand Central ist zu finden an der East 42nd Street, zwischen Vanderbilt- und Lexington Avenue. Ihre zweite Empfehlung ist nicht allzuweit von der ersten entfernt und bezieht sich auf das wohl berühmteste New Yorker Hotel: das »Waldorf-Astoria«. Bemerkenswert soll vor allem die Innenarchitektur des Atriums, so nennt man hier das Foyer, sein. In den dreißiger Jahren, konnten die reichen Gäste auf eigens dafür gelegten Gleisen mit dem Zug direkt bis ins Hotel fahren, um dem Trubel der Grand Central Station zu entgehen. Heute gibt es diesen Luxus nicht mehr.

Auf der Rückfahrt zu unserem Hotel kommen wir am »Greeley Square« vorbei, 6th Avenue Ecke 33rd Street. Unsere Reiseleiterin macht uns auf die »Manhattan Mall«, einen Glaspalast, in dem man sich Shopping-Träume erfüllen kann, aufmerksam. In der obersten Etage des Einkaufszentrums soll preiswertes Essen zu haben sein - ein brauchbarer Hinweis.

Unsere erste Stadtrundfahrt ist zu Ende. Der »Skyliner« hält vor dem »Pennsylvania Hotel«. Der Busfahrer bekommt, während wir aussteigen, von jedem einen Dollar »Tip« (Trinkgeld) in die Hand gedrückt. Das ist hier so üblich und wird bei jeder Dienstleistung erwartet. Für uns ist es etwas ungewohnt.

Entgegen der allgemein verbreiteten Ansicht, daß in N.Y. niemand schläft, fühle ich mich nun doch etwas müde. Der wenige Schlaf der letzten Nacht und die überwältigenden Eindrücke tun das Ihre. Erstaunlicherweise habe ich aber keinerlei Probleme mit dem sogenannten »Jet-Lag«, das heißt, mit der Umstellung des Körpers auf den neuen, durch die 6stündige Zeitverschiebung bedingten Tag-Nacht-Rhythmus. Ich beschließe mich etwas hinzulegen, um dann am Nachmittag auf eigene Faust mit der Erkundung Manhattans zu beginnen. zum Seitenanfang


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